35 Jahre nach dem genredefinierenden SF-Film Noir „Blade Runner“ fand eine Fortsetzung den Weg in die Kinos. Zur Verblüffung fast aller Filmkenner konnte „Blade Runner 2049“ neben dem Original als Fortsetzung durchaus bestehen und das narrative Spektrum auch erweitern.
Dieser Ausschnitt ist ein Beispiel für eine Empathieszene, die erst im Rückblick oder beim zweiten Betrachten des Films ihre Tiefe entfaltet.
Drehbuchszene |
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She lights the candles one by one… then brings in a POV HAND to reach out to the cake… fingers thick with stolen FROSTING… which is brought towards us in POV to taste… a tiny, complete, evocative birthday memory vignette. She steps back to consider it. Pleased with her work.
K ANA Ana and the kids blow out the candles together and the room goes completely dark. K ANA K Lights turn on as Ana walks towards K. At this Ana faces him. Her favorite subject merits her full attention. ANA She offers K a CHAIR built perfectly into the wall by the glass. Fitted with a chin ledge so a LIGHT can SCAN deep into the eyes, like an optometrist’s slit lamp. A Stelline Scan. After its designer. ANA K takes a seat. Ana sits into A MATCHING DEVICE kitty corner on her side of the divide. She looks into the scanner. K puts his face into the rest. A light SHINES bright into his eyes. ANA She works her console. Peers into a MATCHING LIGHT. Seeing INSIDE… through the optic nerve, into the visual cortex… ANA |
Ana Stelline untersucht eine Erinnerung des Replikanten K auf ihre Authentizität. Ihre Reaktion (Tränen) und ihre Deutung, diese Erinnerung sei „wirklich erlebt“ und nicht künstlich erschaffen, deutet er als wichtigen Meilenstein in seiner Queste — dem Glauben, er sei das Kind von Blade Runner Rick Deckard und seiner Partnerin Rachel.
Die Tränen, die Ana vergießt, haben einen anderen Grund als das, was Zuschauer und ihr Gegenüber vermuten — nämlich nicht Rührung über die Authentizität seiner Erinnerung — sondern darüber, dass sie sie als ihre eigene erkennt. Das erfahren wir erst zum Schluss des Films. Ihre Empathie, die sich erst im Rückblick erschließen KANN, ist zugleich die eines Mit-Gefühls: Ana will K nicht der Wahrheit berauben, die ihn in seiner eigenen Wahrnehmung authentisch/einzigartig macht: im Besitz einer echten Erinnerung zu sein.
K sieht Ana als Orakel, nicht als Charakter; deswegen ist keine Empathie aus seiner Seite zu spüren und auch nicht zu erwarten. Ana, deren Komplettisolation vor ihrer Umwelt natürlich auch symbolisch zu verstehen ist, ist die Verkörperung der prophetischen Kernthese sowohl des Originalfilms wie seiner Fortsetzung: dass der Mensch, der sich sein Ebenbild schafft, bald nicht mehr unterscheiden können wird, wo Bewusstsein und Einzigartigkeit beginnt — und ob sie auf „natürlich biologisch“ entstandenes menschliches Leben begrenzt ist.
Identifizieren Sie Zeitpunkte bzw. Szenen in Ihrem Drehbuch, die Sie zu einer fortgeschritten-empathischen Begegnungsszene zwischen ihren Hauptfiguren ausarbeiten können.
Und wenn Sie hängenbleiben …