Pitching Session (C) Michael Vogt

Sie haben ein Filmdrehbuch und wollen es in Deutschland an den Mann bzw. an die Frau bringen — d.h. jemand soll Geld in die Hand nehmen, damit aus Ihrer Geschichte ein professioneller Film wird?

Die richtungsweisenden drei Fragen sind:

  1. Kennen Sie jemanden in der Branche bzw. mit wem haben Sie schon gearbeitet? Redakteur? Filmproduzent? Regisseur? Verleiher? Filmförderer? Mag er oder sie das Projekt?
  2. Haben Sie einen direkten Kontakt zu namhaften Schauspieler/innen, die Ihren Stoff lesen und Ihnen einen LOI ausstellen würden?
  3. Haben Sie einen Stoff, dessen Thema nicht nur Ihrer Meinung zufolge gerade „in der Luft“ liegt, d.h. dessen Kernthema innerhalb der letzten Wochen die Gesellschaft bewegt hat (Zeitung, TV)?

Wenn Sie keine dieser Fragen mit »ja« beantworten können, haben Sie zwar noch Chancen, aber groß sind sie nicht. Die Film- und TV-Branche wird in erster Linie nicht mit dem Treibstoff »gute Drehbücher« befeuert, sondern mit gutem altem Vitamin B. Man heuert nicht jemanden an, weil er gut ist, sondern weil man ihn kennt.

Woran liegt das?
Filmemachen hat viel mit Vertrauen zu tun. Viel Geld wird in etwas investiert, was in der Natur der Sache nicht berechenbar sein kann. Es gibt viele Variablen: hat der Regisseur das Drehbuch so verstanden wie ich? Wie verstehen und interpretieren die Schauspieler ihre Rollen? Klappt alles beim Dreh? Ist der Film aktuell, wenn er in die Kinos oder ins TV kommt? Wird der Verleih oder Sender eine gute Werbekampagne auf die Beine stellen? Die Sehnsucht nach etwas Sicherheit ist verständlich, und man sucht sie, indem man mit Menschen zusammenarbeitet, die den Beweis schon einmal angetreten haben, dass sie es können, und/oder denen man vertraut.

Man vertraut denen, die man kennt. So einfach ist das. Bevor Sie das perfekte Drehbuch fertigschreiben, überlegen Sie, wie Sie mindestens eine der drei Fragen mit einem klaren »ja« beantworten können. Besuchen Sie Branchentreffs. Kommen Sie ins Gespräch mit (bereits renommierten) Schauspielern und Regisseuren und begeistern Sie die für Ihren Stoff. Schreiben Sie ein Buch, finden Sie einen Verlag, begeistern Sie ein Publikum. Referenzen vom Verlag, von Regisseuren und Stars heben Sie aus der Masse heraus. Ich kann Ihnen helfen, Ihr Buch dann, wenn es darauf ankommt, nicht scheitern zu lassen, aber jeder Schritt in dieser Richtung, den Sie davor, währenddessen und danach in diese Richtung gehen, erhöht Ihre Chancen um Größenordnungen.

Ist meine Sicht zu zynisch? Wenn je ein Redakteur das Werk eines unbekannten Drehbuchautors herausgepickt und auf eigene Initiative daran gegangen ist, dem Werk und damit dem Autor den Weg zu ebnen, und daraus ein Film entstanden ist, ohne dass es zuvor ein Ja zu wenigstens einer der drei Fragen gegeben hatte …

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