Ist das ein „schmutziges Wort“ bei uns? Scheint fast so, denn ich stelle immer wieder fest, dass wenn einmal ein wirklich guter Genre-Film aus Deutschland kommt, er in der Regel kein Kassenerfolg wird. Wenn die Amis das machen, ist das was Anderes. Woran liegt das?

Deutsche Genreserien werden schon seit den 60ern gern ins Ausland verlegt, sowohl im Groschenroman („Jerry Cotton“, „John Sinclair“) als auch im Hörspiel („Lady Bedfort“, „Gabriel Burns“) oder im Fernsehen („Raumpatrouille“ … welche spielt noch im Ausland … ja gibt’s überhaupt noch eine zweite?). Das hängt mit der merkwürdigen Ablehnung zusammen, die Deutschland als Spielort von übernatürlich Großem bei den Zuschauern genießt. Wie mir jemand neulich sagte: „Wenn ich ankündige: ‚Das Grauen zog ein in Castle/Maine‘ klingt das halt wahrscheinlicher als ‚…zog ein in Bottrop.“
Logische Gründe gibt es keine — außer der Vorliebe speziell der US-Amerikaner für Genrestoffe. Und da landen nun mal alle UFOs sofort in den USA, als wüssten sie genau, wo sie hinmüssen. Und der Rest der Welt hat sich daran gewöhnt.

Vor ein paar Monaten habe ich schon über den sorgfältig und spannend inszenierten SF-Film „Die Tür“ (2009) geschrieben, dem kein Glück an der Kinokasse beschieden war. Einen anderen Kinomißerfolg habe ich mir gestern ausgeliehen und war überrascht. Denn anders als von einem vermeintlichen „hippen Partyfilm mit Beißerschönheiten“ erwartet bekam ich in „Wir sind die Nacht“ genau das zu sehen, was einen guten Genrefilm ausmacht: Er erzählt eine Geschichte, die als Fabel nur funktioniert, wenn das übernatürliche Element wichtiger Bestandteil und nicht nur cooles Gimmick ist. Zum Beispiel, dass die Bedeutung von Sterblichkeit nun einmal am Besten anhand von Unsterblichkeit illustriert werden kann. Dass das Menschsein ein anderes Gewicht bekommt, wenn man es sich „von außen“ ansieht. Es hilft ausserdem, dass nun einmal niemand sich moralinsauer bedroht fühlt, wenn ihm jemand die Sucht nach Blut im Film zeigt, während das bei der Sucht nach Zigaretten oder Alkohol vielleicht anders wäre.

Ich wäre kein Skriptdoktor, wenn mir nicht auch ein paar Schwächen aufgefallen wären, aber die muss ich hier nicht loswerden. Anschauen und die Frage beantworten — was bitte war IHR Grund, nicht diesen Film, sondern einen US-Genrefilm im gleichen Zeitraum anzuschauen?