Billy Wilders fünffacher Oscargewinner ist jetzt über 50 … natürlich wäre es idiotisch, zu sagen, er sei stilistisch nicht gealtert, aber er ist ein perfektes Beispiel dafür, dass Alter für einen Film keine Rolle spielt, wenn er so vollkommen geschrieben ist wie „Das Apartment„.
Dieser Film bietet nicht nur glaubwürdige Charaktere für seine drei Hauptdarsteller (plus der titelgebenden „vierten Hauptperson“), sondern gibt ihnen ein so dicht und sorgfältig gewobenes Skript, dass man die dramaturgische Konstruktion nur spürt, wenn man genau auf sie achtet. In dieser zugleich zynischen wie romantischen Geschichte um drei Mitarbeiter eines New Yorker Versicherungsunternehmens sind klassische filmische Dramaturgieelemente so eingebaut, dass man eben *nicht* sofort „ah, darauf läuft es hinaus“ sagt.

Jack Lemmons C.C. Baxter „vermietet“ sein Apartment stundenweise an Vorgesetzte und steigt dafür im Unternehmen auf. Auch der Personalchef Sheldrake nutzt das Liebesnest. Baxter ist in das Liftmädchen Fran Kubelik verliebt, die ihm keine Hoffnungen macht, weil sie ihrerseits immer noch hofft, dass Sheldrake aus ihrer beider heimlicher Affäre etwas Ernsthaftes werden lässt. Ohne zu wissen, dass Fran es ist, die sich mit Sheldrake in seinem Apartment trifft, hatte Baxter ihm eines Tages im Büro ein Fundstück für die junge Dame gegeben — den Taschenspiegel, den sie nach ihm geworfen hatte und dessen Glas dabei zerbrochen war. Während der Weihnachtsfeier hat Baxter sie endlich einmal für sich und will ihr stolz den neuen Hut zeigen, den er sich gekauft hatte. Sie wiederum hat gerade erfahren, dass Sheldrakes Ehebrüche Methode haben und sie damit rechnen muss, aus der Geliebtenposition nie herauszukommen. Entsprechend abwesend betritt sie mit ihm das Büro …

Die oben gezeigte Szene ist nur eine der vielen meisterhaften Zusammenführungen von Konflikten im Film, die bei aller Authentizität nie die Wildersche Leichtigkeit vermissen lassen. In „Manche mögen’s heiß“ war Lemmon komischer, aber hier trifft sich der Humor mit Charme und bittersüßer Sozialkritik.

Mein Lieblingsweihnachtsfilm zum jedes Jahr neu sehen und genießen. Als Skriptdoktor finde ich hier keine einzige Zeile zu verbessern. It doesn’t get better than this, screenplaywise.